9/17/2005

Verzinnen

Die Verwendung von Karosseriezinn

Kleine Zinnkunde: Karosseriezinn besteht aus 30% Zinn und 70% Blei, also auch 30/70er Lot genannt. Dieses Lot geht bei ca. 180°C in einen plastischen Zustand über, ähnlich wie Schmierfett. (Deshalb läuft es an senkrechten Flächen nicht gleich weg). Ab ca. 260°C wird es flüssig.
Wo kann man Karosseriezinn einsetzen?

Karosseriezinn ist Spachtel in vielen Bereichen überlegen, aber es ist kein Allheilmittel. Besondere Vorteile bietet es beim verzinnen von Falzen, Schweißnähten, entfernen von Schlössern oder bei der Verstärkung von angerosteten Blechen. Die Schweißnähte und Falze werden dadurch verstärkt und vor Rost schützt, angerostete bzw. „Dünngewordene“ Bleche können wieder aufgebaut werden. ! Zinn benötigt um auf Stahlflächen zu haften eine chemisch und physikalisch absolut blanke Oberfläche. Das heißt, das Zinn auf Rost niemals dauerhaft halten wird !

Das Verzinnen (die erste...)

Um verzinnen zu können wird folgendes Material benötigt, das im KFZ-Zubehör oder Baumarkt zu bekommen ist: 30/70er Lot (ich habe normales Dachrinnenlot verwendet), Flussmittel (ich habe Flussmittel aus dem Heizungsbau benutzt, da darin schon Anteile Blei und Zinn enthalten sind. Rothenberger Flussmittel, das ist eine graue Paste die im Baumarkt zu bekommen ist), evt. Pinsel und mehrere Spatel aus Holz (genial sind die, die von den Ärzten zum „Ahhhh“ sagen genommen werden).

Wie gesagt, die Oberfläche muss absolut fettfrei und blank sein, die Farbe muss großzügig um die zu verzinnende Fläche z.b. mit der Flex entfernt werden. In meinem Fall sollten die Schlösser entfernt werden, d.h. , ich musste als erstens Bleche zuschneiden um die Löcher zu verschließen. Die blanken Bleche und die Ränder der Schlösser werden mit dem Flussmittel eingestrichen und erhitzt, bis das Flussmittel Silber wird (nur das Rothenberger wird bei der richtigen Temperatur Silber). Durch den Zinn/Blei Anteil im Flussmittel ist das einzusetzende Blech auf den Schlossausschnitt fixiert. Nun kommt der schwierige Teil, das auffüllen der verbliebenen Mulde. Die zu füllende Stelle und gleichzeitig die Stange Zinn erhitzen bis das Zinn plastisch wird. Langsam die Mulde mit Zinn füllen, darauf achten, das die Stelle nicht zu stark erhitzt wird, da sonst das Zinn unter dem am Anfang fixierten Blech davonläuft. Das Zinn mit dem Spatel in der Mulde verteilen und dabei immer auf gleichmäßige, nicht zu hohe Temperatur achten da das Blech Wellen bekommen könnte, die nur schwer oder gar nicht mehr zu entfernen sind.. Die richtige Temperatur ist erreicht, wenn das Zinn fließt wie warme Butter. Nachdem man die Mulde großzügig mit Zinn aufgefüllt hat und alles abgekühlt ist (!nicht abschrecken!) kann man das Zinn mit einer einhiebigen Feile bis zu seiner endgültigen Form bearbeiten. Das oben genannte ist genauso bei Radlaufverbreiterungen oder ähnlichem anzuwenden, nur mit dem Unterschied, das es etwas schwerer zu bewerkstelligen ist, da das Zinn an Senkrechten Stellen schnell wegläuft und man das Zinn mehr mit dem Spatel in Form bringen muss. Mit ein wenig Übung dürfte aber auch das kein großes Problem darstellen. Zumal Zinn einen weiteren großen Vorteil hat, wenn man einen Fehler gemacht hat, macht man es heiß und kann von vorne beginnen.


Heckklappe nach dem Verzinnen

Da Zinn sehr teuer ist, hebt abgetropftes aber sauberes Zinn auf. Erhitzt es in einem Behälter bis es flüssig ist und gießt es dann in in eine Form (zb. ein um 90 Grad gefalztes Blech das an den Enden verschlossen ist). So schnell kommt man zu einer kostenlosen Stange Zinn.




Verzinnen (die zweite...)


Verzinnen ist die klassische Methode Beulen im Blech zu glätten und eine ebene Oberfläche zu erzielen. Heute wird meistens mit Kunststoffspachtel gearbeitet, grund dafür ist das die Verarbeitung einfacher ist und der Kunststoffspachtel nahezu auf jedem Untergrund haftet.

Nachteil des Kunststoffspachtels ist aber das ein Auftrag in dickeren Schichten und das Aufbringen an stellen die sich verwinden der Kunststoffspachtel mit der Zeit wieder abplatzt.

Karosseriezinn kann zwar nur auf wirklich sauberem und Rostfreien Blech verarbeit werden, dann aber verbindet es sich mit dem Metall und gibt diesen auch noch einen gewissen halt. Dies sind die großen Vorteile des Verzinnens. Eins sollte man aber nicht vergessen auch das Modellieren ist mit Karosseriezinn möglich .

Zum Verzinnen sind relativ wenig Arbeitsgänge nötig und hat man sich ersteinmal mit den Besonderheiten bei der Verarbeitung eingestellt, dann gelingt auch dem Laien in kurzer Zeit ein zufriedenstellendes Ergebnis.

Nachfolgend werde ich anhand von Fotos die Verarbeitung von Karosseriezinn erläutern.

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Als Arbeitsmaterial brauchen wir erstenmal:

1x Buchenholzspatel - 1x Lötlampe - 1x Pinsel - 1x Leinöl - 1x Putzlappen Feucht und 1x Verzinnungspaste sowie ausreichend Stangenzinn ( hierbei hat sich 25% Stangenzinn für den Anfänger bewährt
Nach dem Säubern der zu Verzinnenden Fläche tragen wir Verzinnungspaste mit dem Pinsel dünn auf. Diese Paste hat die Aufgabe die Restlichen Verschmutzungen zu lösen und einen Untergrund für das Karosseriezinn zu schaffen. Bei der Verarbeitung ist äußerste Vorsicht angebracht da die Verzinnungspaste Gesundheitsschädlich ist.
Nach dem Auftrag der Paste wird diese mit der Lötlampe erhitzt bis die Paste Silbern erscheint. Hierbei ist darauf zu achten das wir nicht zuviel Hitze beibringen denn dann Verbrennt die Paste schlicht weg.
In dem Moment in dem die Paste “Silbern” wird, wischen wir mit einem feuchten möglichst Fuselfreien Putzlappen über diese Fläche. Nun ist die Oberfläche bereit für den Karosseriezinn auftrag. Sollten noch Schwarze stellen zu sehen sein so müssen wir die Vorherigen Schritte wiederholen.

Gegebenfalls muss die Oberfläche noch einmal mit den Schleifgerät bearbeitet werden.
Nun erwärmen wir die Karosseriezinnstange und das Blech gleichmäßig bis das Blech wieder anfängt “silbern” zu werden und das Stangenzinn eine Konsistenz wie Margarine hat.

Nun drücken wir die Zinnstange auf die Oberfläche. Noch soll keine glatte Oberfläche angestrebt werden!!!! Nun erwärmen wir die Oberfläche erneut und drücken mit dem Spatel das Zinn in seine Zukünftige Form. Hierbei sollte man sich aber etwas Zeit lassen und das Zinn nicht zu sehr erhitzen, sondern nur soweit das es Formbar wird.
Nachdem wir die Zukünfte Form mehr oder minder gut hinbekommen haben können wir mit einer Karosseriefeile zum Feinschliff übergehen und das Überzählige Zinn abfeilen.
so sollte dann die Oberfläche aussehen. Jetzt bleibt für den Kunstoffspachtel nur noch der Feinschliff übrig und der wird so dünn ausfallen das er auch nicht abplatzt.

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